In eigener Sache ….

Liebe Leser*innen,

liebe Freundinnen und Freunde,

der Halunderblog wird demnächst eingestellt – leider. Gnggnirschschschsch……

Aber er kommt neu heraus – in ein paar Wochen – vielleicht unter gleichem Namen – vielleicht leicht verändert.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.

Wer sich derweil am ‘alten’ Halunderblog erfreuen möchte, findet ihn unter

https://conifer.rhizome.org/despens/dombart/https://halunder.blog/

À bientôt

…und zwischendurch gab es mal Frühling….

Zur Zeit wechselt das Wetter zwischen Regen, Schneetreiben, Windheulen –

dazwischen ein paar Stunden Sonne –

vielleicht damit man nicht vergisst, dass es bereits Mitte März ist.

Noch vor zwei Wochen wirkte der Felsen so, als ob die Natur erwachen wollte.

Jetzt werden wohl nur ein paar Holztulpen wie in Amsterdam vorläufig für Farbe sorgen.

Die Saison läuft dennoch langsam an. Stühle werden nach und nach herausgestellt.

Noch dürfen die Kinder Rad fahren. Das findet hier nur im Winter statt. Denn im Sommer sind die Gassen so voller Menschen, dass selbst den Kindern Rad fahren verboten ist.

Hinter mir spielen die Kinder Krieg – nachgeahmte Pfeif- und Zischtöne schwirren durch die Luft – Ansagen, wer nun getroffen ist, heftige Proteste.

Ein paar tausend Kilometer weiter östlich tun das Erwachsene seit einem Jahr. Vor kurzem fand ich einen Brief an Putin mit guten Vorschlägen zum Friedenschaffen.

Noch immer hängt ein alte Jacke an meiner Garderobe.

Manchmal streiche ich über sie. Ts Duft ist lange verflogen – so fragil und vergänglich.

Das Leben wechselt zwischen Schneetreiben, Windheulen und ein paar Stunden Sonne.

Und die sind aller Mühe wert.

Sie sind wieder da!

Ja – DIE –

Doch der Reihe nach:

Trübe Tage wechseln mit Sonnenstunden.

Der Felsen liegt im Winterschlaf,. So scheint es.

Doch hinter den Kulissen werden Kleinigkeiten, die in der Saison kaum wahrgenommen werden, inselweit diskutiert. Die Helgoländer langweilen sich – und drehen nicht nur Däumchen, sondern lassen ihn über die winzige Tastatur ihrer Handys laufen, haben zu allem, was sie während der Saison nicht interessiert, eine Meinung.

Ja – ist schon erstaunlich.

Währenddessen dreht sich die große wie die kleine Welt weiter. Ende Januar sind die ersten Lummen da – und schauen nach, ob noch alles steht.

Tut es, und so sind sie geblieben. Was die großen Zweibeiner tun, interessiert sie wenig.

Und jetzt, Mitte Februar, haben ein paar Basstölpel den Weg hierher geschafft – und bleiben. Yippie!

H., der alte Hafenmeister, erzählt mir die Geschichte der Basstölpel:

“Vor ca. 15 Jahren kam ein Pärchen hier an und zog ein Junges groß. Das Junge versuchte, als es herangewachsen war, zu fliegen. Aber es hatte sich in dem Netz verfangen, mit dem die Eltern das Nest so fein ausgepolstert hatten. So hing es in der Klippe und starb vor sich hin. Eine Gruppe von jungen Bergsteigern und einem Hubschrauberpiloten hatten davon gehört und holten sich die Erlaubnis, sich von der Klippe abzuseilen, um das Junge zu retten.

Ja – das gelang. Man trug es zur Vogelwarte. Der erste Basstölpel, der auf Helgoland geboren war, wurde beringt. Dann schnell zurück an den Klippenrand – man wollte noch vor Sonnenuntergang mit dem Hubschrauber zurück. Dort setzte man es ab, damit es zu seinen Eltern flöge. Aber, es konnte nicht fliegen – und brach sich alle Knochen.

Dennoch – im nächsten Jahr kamen zwei Paare, dann acht, dann Jahr für Jahr mehr.”

Unter Basstölpeln hatte sich herumgesprochen, dass man hier seine Eier nicht vor übermütigen Zweibeinern schützen muss – wie etwa auf den Orkneys.

Von der Pandemie zeugt nur noch ein Schild am Fahrstuhl

– von der Vogelgrippe nur noch ein Warnschild an den Vogelfelsen.

Bald – am ersten März – feiern die Helgoländer die Freigabe Helgolands für die Neubesiedlung nach dem Zweiten Weltkrieg. Es ist hier der größte Feiertag – wichtiger als Weihnachten und Ostern zusammen.

Dann – kurz danach – beginnt wieder die Saison – und die große Aufregung um kleine Ereignisse wird ein Ende haben. –

Menschen sind schon komisch – oder? – Schütze mich vor diesem Fluch …

Ende und Anfang

Nein! Auf keinen Fall wollte ich Silvester in einer Stadt zubringen, beißenden Geruch von Schwarzpulver in der Nase, zusammenzucken bei jedem Donnerschlag. Doch es kam anders – am letzten Tag des Jahres.

Es ist warm, fast frühlingshaft – noch haben die Partys nicht begonnen.

Die letzten Sonnenstrahlen glühen über den Straßen. Wir waren für eine kleine Besorgung am Späti. Nun gehen wir Richtung Park.

Dort sitzen wir – noch angeschlagen von der Grippe – auf einer Bank. Eine alte Frau bleibt stehen, wünscht uns eine gute Nacht – und ein gutes Jahr. Dann ein stummer Moment bevor sie weiterzieht. ‘Alt’ – komisch, jenseits der 60 wird dieses Wort sehr relativ. Die Frau sah älter aus als wir, aber war sie dies wirklich. Ihr Gesicht zerknitterter, ihr Gang schlurfiger, schwerfälliger.

Als wir sie wieder treffen, grüße ich sie, aber sie erkennt uns nicht. Ihre Mimik bleibt stumpf.

Wir sitzen lange, eine Frau mit Tüten kommt vorbei. Ihr Gesicht wirkt jung. Die Tüten bergen keinen Einkauf, sondern ein paar Habseligkeiten. Sie bleibt stehen, bittet um Geld. Sie habe keine Wohnung mehr. Wir stecken ihr ein paar Euro zu.

Später ein gutes Abendessen, Umarmungen zum Jahreswechsel, Anrufe und SMS von Menschen, bei denen man gerade nicht sein kann.

Ich denke an die junge Frau im Park – Wo mag sie jetzt sein? Wer nimmt sie in den Arm?

Ich habe einen Wunsch fürs nächste Jahr:

und träume in der Nacht einen Engel der Öffnung.

Zwischen den Jahren

Wir fuhren hinaus in den Wald, in dem wir als Kinder oft gewesen waren. Vertrauter Geruch von Feuchtigkeit und Moos, nassem Holz und verwitterndem Laub.

Ein Vogel verlor seinen Schatten auf einem Baumstumpf – wie er wohl ohne ihn lebt?

Am Waldrand wird es schon dunkel – die Stadt zeichnet ihren Schattenriss in die letzten Sonnenstrahlen.

Später beginnt es zu regnen.

Nass hängt ein einsamer Stern von Bethlehem traurig über unseren über unseren Köpfen.

Die Geschichte zum Fest? – Eine Familie flieht vor Tod, Teufel und Elend aus ihrer Heimat. Sie findet in der Fremde Unterkunft in einem Stall. Mehr gibt der eigene Geldbeutel und die Hartleibigkeit der Mitmenschen nicht her. – Geleitet von einem Stern, einer Idee, finden drei Weise den Weg zu dieser Familie und beschenken sie mit den kostbarsten Gütern ihrer Zeit – Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Wohin wird uns dieser Stern leiten?

“Sei klug und halte dich an Wunder”

“Irgendetwas muss doch in diesem verf***ten Jahr mal funktionieren”, maulte mein Bruder, als er mich am Frankfurter Bahnhof mitten in der Nacht abholte. Dort war ich nach einer wahren Odyssee mit der Bahn in der Nacht vor Heiligabend gestrandet.

So Mitten in der Nacht – der volle Mond grinste über dem Bahnhof – steht man als Frau nicht, ohne dass es zu Kontaktversuchen kommt. Der Erste hatte Hunger nach etwas menschlicher Wärme – eine einsame Seele in einem Straßenmeer. Aber ich wollte niemanden kennen lernen, sondern einfach nur weiter – in ein helles Wohnzimmer und wärmendes Bett. Der Zweite hatte physischen Hunger. Ich drückte ihm etwas Geld in eine Hand, die in zerlöcherte Handstulpen gehüllt war.

Nach diesen zwei Kontaktversuchen und drei Zigaretten war mein Retter da.

Am nächsten Tag stieg das Familienfest, mit leckerem Essen, langen Spaziergängen – und einer anschließenden Grippewoche. Alle weiteren Reisepläne gecancelt, stattdessen Spaziergänge mit meinem Bruder und ein stilles Silvester mit zwei Vier- und zwei Zweibeinern.

Mein Motto fürs neue Jahr:

“Zerreiß deine Pläne. Sei klug

und halte dich an Wunder.

Sie sind lang schon verzeichnet

im großen Plan.

Jage die Ängste fort

und die Angst vor den Ängste.”

Das fand ich bei einer klugen Frau – Mascha Kaléko.

Welkoam iip Lunn

Im Westen steht das letzte Tageslicht.

Eine Amsel singt noch ein schnelles Lied.

Derweil zieht im Osten die Nacht hoch –

la Luna leuchtet prall den Felsen aus.

Nachts in klaren Nächten verweilt Orion neben dem Kirchturm.

Heute kommt eine lang ersehnte Frau auf der Insel an.

Noch stampft die Helgoland durch den Dunst. Kommt sie wirklich?

Die Bänke an der Binnenreede sind winterleer.

Ihr Partner organisierte ein Empfangskomittee und zwanzig Minuten später dröhnt das Schiffshorn durch den Hafen.

Sie ist da – und der Felsen hat eine neue Mitbewohnerin.

Ich denke an T.…..und den Tag, als ich das erste Mal hier ankam.

Advent

Um vier Uhr nachmittags fängt es an zu dunkeln.

Die Tage wechseln zwischen Grau und weniger Grau.

Manchmal reißt der Himmel auf und dann….

gibt es ein eigenes Schauspiel dort oben,

wo wir das Namenlose, die Seelen, Engel – und ich weiß nicht was vermuten.

Wie auf dem Festland stimmt sich die Inselgesellschaft auf Weihnachten ein.

Die LED-Rehe geben sich ein Stelldichein

die Nordseehalle ist zugeparkt.

es wird zum Weihnachtsflohmarkt geladen.

Diese Zweibeiner interessieren weder Flohmarkt noch Weihnachten

sie genießen den Windschatten der Nikolaikirche

und pfeifen dort ihr eigenes Lied.

und der Wind schmückt die Friedhofsbäume auf seine Art –

mit den Hinterlassenschaften der großen Zweibeiner.

Under construction

Auf dem Festland arbeiten Menschen jetzt auf Weihnachten hin, auf Helgoland wird im November umgebaut –

oder Urlaub gemacht.

Die Tage sind häufig grau

mal mehr, mal weniger vernebelt.

Manchmal findet man noch Grüppchen von Leuten, die mit Teleskop und Kamera eine besonders seltene Vogelart gefunden haben und sie diskutieren. Aber auch die birdwatcher haben ihr jährliches Treffen auf Helgoland bereits gehabt .

und so sind jetzt zuweilen die Straßen auch um die Mittagszeit leergefegt.

Dennoch bereitet man sich auch hier langsam auf die Weihnachtszeit vor. Das ist wohl der kleinste Weihnachtsmarkt Deutschlands;-)

Aber manchmal reißt der Himmel doch auf und

ein paar Sonnenstrahlen küssen das Meer.

So gibt es in all dem Grauen und Trostlosen Lichtblicke im Kleinen wie im ganz Großen –

russische Soldatenmütter – iranische Frauen und Mädchen – habt Dank für euren Mut –

….bayarefor dancing in the allees and the streets ….