Wahlergebnis

Wie so viele andere Sachen ist auch das Wahlergebnis auf Helgoland etwas anders.

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CDU SPD GRÜNE FDP DIE LINKE AfD
336
37,4%
241
26,8%
99
11,0%
91
10,1%
76
8,5%
35
3,9%
DIE PARTEI FREIE ÖDP MLPD BGE NPD
18
2,0%
1
0,1%
1
0,1%
0
0,0%
0
0,0%
0
0,0%

Die PARTEI hat nur halb soviel Stimmen geholt wie die AfD. Das ist noch ausbaufähig ;-) .

 

Fein fein fein

Tja, das war’s wohl erst mal mit dem Sommer. Die erste Regenwoche war hier und die Möwen an der Landungsbrücke sehen noch ein bisschen missmutiger aus als sonst. Schietwetter, da trägt kein Zweibeiner arglos sein Fischbrötchen spazieren.

Aber was soll’s, es ist September auf Helgoland, zwischen den Regenschauern schaut immer mal wieder kurz die Sonne hervor und fein, fein, fein, ein Regenbogen!

Am Himmel entstehen und vergehen immer neue Wolkentürme. Abends knipst Gott nochmal kurz die Taschenlampe an und spielt vor dem Schlafengehen ein wenig damit herum.

Als ich wieder in die Nähe der ersten Freifunk-Router komme, fängt mein schlaues Telefon an, zu tuten und zu blinken. Oh, drei Buchungsstornos für Gästeführungen. Ah, der deutsche Wetterdienst schickt auch Grüße. Hm, die Reedereien haben alle Passagen abgesagt. Na dann.

Der Wind hat aufgefrischt und die Mikroturbine auf der Taucherstation nimmt ordentlich Fahrt auf.

Heute morgen gegen vier werde ich von Geklapper der Dachschindeln wach. Die sind zum Glück – und aus gutem Grund – hier meistens am Dachstuhl festgenagelt, aber über meiner Zimmerdecke ist kein Dachboden.

Vernünftigerweise steht auch keinem Besucher der Sinn nach Inselrundgang bei horizontalem Regen und 100 km/h Windgeschwindigkeit. Das kann man nach einiger Zeit hier am Geräusch erkennen, das der Sendemast im Oberland macht. Ab 80 km/h ändert der die Tonlage.

Die Dünenfähre ist schon wieder in den Binnenhafen zurückgekehrt und das ist am Vormittag kein gutes Zeichen. Wer jetzt in den Ferienhäusern auf der Düne wohnt, muss in der Flughafencafeteria einkaufen.

Trotzdem muss ich kurz ins Oberland, weil dort bei ein paar Offshore-Leuten das Internet spinnt. Die haben heute natürlich Wettertag und wollen ganz dringend ganz viel nach Hause telefonieren. Oder skypen. Oder snapbook-facechatten oder was weiß ich ;-). Ein Bier kriege ich auch angeboten, aber es ist gerade halb zwölf und irgendwie muss ich auch noch wieder nach Hause kommen. Und das ist inzwischen ein wenig… problematisch.

An Tagen wie heute wird nämlich ganz von selbst klar, warum das Dorf auf dem Felsen so gebaut ist, wie es ist. Im Unterland ducken sich die Häuser in den Schutz der Steilklippe und im Oberland gibt es nur eine einzige durchgehende Straße in Ost-West-Richtung. Die anderen “Straßen” sind gerade mal zweieinhalb Meter breit und alle paar dutzend Meter kommt irgendein Knick, der den Sturmwind aus Westen bricht.

Ich wohne aber – wie die meisten Habenichtse – im Südhafen. Da sollten ursprünglich gar keine Wohnhäuser hin und 100 Meter von meiner Wohnung sieht es so aus.

Ich weiß, die Fotos sind miserabel. Das liegt daran, dass man bei Orkanböen nicht mehr stehen bleiben kann. Der Wind nimmt einen einfach mit und zum Glück ist das meistens landeinwärts. Wieder einmal frage ich mich, wie Franz Schensky das hingekriegt hat. Mit Plattenkameras.

Bizarrerweise sehe ich jemanden, der im Wassersturzbecken spazieren geht. Was die Leute so machen…

Irgendwie verstehe ich nicht, was daran Spaß macht, alle zehn Sekunden einen halben Zentner Nordseewasser, gemischt mit allerlei zerkleinerter Meeresfauna und -flora aufs Dach zu kriegen. Und ich steige ganz bestimmt nicht da runter, um ihn zu fragen.

Naja, vor vier Jahren bin ich auch beim ersten Orkan im Oberland herumgestiefelt. Hab ich danach nie wieder gemacht.

An der Südkaje liegen normalerweise die Crewschiffe der Windpark-Leute. Die sind aber vorsichtshalber in den inneren Südhafen umgezogen und schaukeln dort vor sich hin wie schlafwandelnde Elefanten.

Das sind Offshore-Tender mit einer Ruhemasse um die 70 Tonnen. Im Schutzhafen. Da schaukelt normalerweise nix.

Zuhause muss ich an die Menschen in der Karibik denken. Hier sind die Häuser aus Stahlbeton und die Stromleitungen liegen unter der Straße. Mannomann.

 

Einfache Fahrt

Gestern gab es einen kleinen Besucherrekord: 3.500 Menschen kamen mit den Schiffen an und vor meiner Wohnung sah es ziemlich voll aus. “Tscha”, sagt der Nachbar aus dem Duty-Free-Laden, “Türkei is nich’ mehr so angesagt.”

Drei Stunden später waren die meisten schon wieder auf dem Rückweg.


Niemand kauft ein einfaches Schiffsticket nach Helgoland. Die Besucher müssen ja  zurück aufs Festland und die Insulaner früher oder später wieder nach Hause. Außerdem muss man bei einem einfachen Ticket extra fürs Gepäck zahlen und dann kostet das fast genau so viel wie Hin- und Rückfahrt.

Vorgestern war großes Martinshorn-Getute zu hören (allerdings sind hier die Martinshörner nicht lauter als eine normale Autohupe auf dem Festland). Polizei und Feuerwehr fuhren zum Nordstrand, denn östlich der Langen Anna war der Leichnam eines Mannes angespült worden.

Bei der Spurensicherung fand die Polizei ein einfaches Schiffsticket. Und keinen Gepäckschein.

September. Wieder.

Die ersten Regenschauer waren hier und der Sommer ist angezählt. Die Insulaner auch ;-) . “Noch acht Wochen”, sagt der eine oder andere und es klingt nicht immer wehmütig. Dann ist nämlich die Saison vorbei und die Reisegruppen mit den Sonderangeboten kommen.


Jetzt scheint die Sonne wieder, aber etwas hat sich verändert. Als sähe man alles durch eine Glasscheibe an.

September’s here again.