Helgoländer Stillleben

Der Alltag auf Helgoland. Ihr wisst schon: Unendliches Meer, große Felsen und kleine Menschen.

Aber auch allerhand Tüdelkram, den man bei Entrümpelungen findet.

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Und Alltagsweisheiten.

In der Stadt, in der ich früher lebte, gab es einen öffentlichen Bücherschrank. Haben wir hier jetzt auch. Allerdings ist es gleichzeitig eine Telefonzelle, die noch funktioniert ;-) .

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Optische Täuschung

Eigentlich wollte ich zum Einkaufen ins Dorf. Der Kühlschrank sieht reichlich geplündert aus. Es hat zwar wieder anfangen zu schneien, aber das sind ja nur 500 Meter.

Zwei Kannen Espresso später will ich mich auf den Weg machen und sehe nochmal aus dem Fenster.

Nebel? Bei dem Wind?

Das ist kein Nebel. Es ist ein Schneesturm bei Windstärke 11.

Screenshot from 2018-03-17 19:26:51

Ok, ok. Irgendwas wird da noch im Tiefkühlfach sein.

Nicht schon wieder

Vor zwei Wochen gab es einen Tag, an dem die Sonne schien. Die Helgoländer wickelten sich die Schals aus dem Gesicht und wurden ungewöhnlich redselig. Sonne macht albern.

Jetzt ist aber wieder Schluss mit lustig. Der Frostriese ist zurück.

Er hat sich einen anderen Decknamen zugelegt, aber das nutzt nichts. Haben wir uns nicht schon mal gesehen?

Und überhaupt: Irenäus??? Was soll das denn für ein Name sein? Mir machst du nichts vor.

Der Inseldoc verlängert meinen Krankenschein, weil er weiss, was ich beruflich so mache und weil die Fenster der Arztpraxis genauso klappern wie meine zuhause.

Macht auch keinen großen Unterschied. Kein Schiff fährt heute. Und morgen auch nicht.

 

Unscharf

Irgendwann wich dann die extreme Kälte auch vom Felsen. Damit meine ich minus sechs Grad (na und?) und 90 km/h Windgeschwindigkeit (au!). Das entspricht auf die Dauer minus zwanzig Grad Auskühlungstemperatur. Und bekanntlich kennt der Gästeführer während der Arbeitszeit keinen Schmerz ;-) .

Stattdessen kam dann der Regen und der Nebel. Das ist aber normal für den Inselwinter.

Alles ein wenig unscharf.

Selbst die Sonne scheint zu blinzeln.

Komischerweise fühlte ich mich aber immer noch so abgerockt wie in den Wochen zuvor. Also schlich ich zum Aderlass beim Inseldoc (als Diabetiker muss ich da sowieso alle drei Monate hin).

Diagnose: Ich wäre wohl so gerne immer noch 30 Jahre alt, dass ich mich manchmal auch entsprechend benehme und das kann dann ziemlich an die Nieren gehen. Buchstäblich in diesem Fall. Bröh!

Selbst die grenzdebilen Dreizehenmöwen haben das klüger hingekriegt. Jetzt sind sie wieder unterwegs und frühstücken die Tiefkühlkost ab, die der Sturm in den vergangenen Tagen auf den Strand warf.

In meinem Tran hab ich auch noch die Nachricht von der Ankunft eines neuen Erdenbürgers auf dem Festland überlesen. Happy birthday, Joris!

 

A****kalt, himmelblau

Normalerweise ist das Winterwetter auf dem Felsen mild – im Vergleich zum Festland. Ist es ja auch jetzt, relativ. Das Thermometer zeugt kuschelige minus sechs Grad. Da schneit es tatsächlich auch mal auf Helgoland.

Allerdings bleibt der Schnee nicht lange liegen und das liegt nicht am Tauwetter, sondern am Wind.

Der kommt seit einigen Tagen nicht wie üblich aus dem Westen, sondern aus Südost. Das nennt man auch Baltikum oder Sibirien. Bei Beaufort acht und Südost hat man es hier in Wirklichkeit mit 20 bis 25 Grad minus zu tun (die Formeln sind da nicht ganz einheitlich).

Es gibt ja toughe Gäste. Mit denen gehe ich dann auch auf Tour, was irgendwie irre und gleichzeitig cool ist. Für kurze Zeit trägt mir das in dieser kleinen Welt eine Position als Knalltütenpraktikant ein ;-).

Nach fünf Stunden merke ich dann aber deutlich, wie sehr das an den Batterien zehrt. Fantasien von tonnenweise Kartoffelpürree mit Zwiebeln und Wurst (Sojawurst, egal).

Und dann in die Bubumaschine. Kann man auch Winterschlaf nennen.

Das Festland weit weg, keine Ahnung, was da seit Juli 2017 gelaufen ist. Bei weitem nicht immer alles ok, Gebrüder. Haltet durch. Oder kommt hierher.